Krise zwingt Innovationsszene in die Knie – Kapital ist jetzt notwendig

Interessenvertretungen rufen Initiative “Nachhaltigkeit durch Innovation” ins Leben

Austrian Angel Investors Association (AAIA), Austrian Private Equity & Venture Capital Organisation (AVCO), Junge Wirtschaft, Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), Junge Industrie, Austrian Startups & Handelsverband bündeln ihre Kräfte und bilden eine gemeinsame Allianz mit der Vision Nachhaltigkeit durch Innovation. Die erste Etappe: Lösungen aus der Innovations-Szene für die Energiewende. Jedoch brauchen innovative Unternehmen schnellstmöglich ausreichend Finanzierung und den Zugang zu den besten Arbeitskräften. Jetzt ist der Zeitpunkt, um privates Kapital zu mobilisieren und Innovation zu fördern.  

“Die Preise für Strom und Gas explodieren, die Inflationsrate hat mit elf Prozent den höchsten Wert seit 1952 erreicht und die Kaufkraft der Bevölkerung nimmt ab. Während das Insolvenzrisiko für Handelsbetriebe heuer um 115 Prozent gestiegen ist, bangen die Bürger:innen vor der nächsten Stromrechnung“, so Gerald Kühberger vom Handelsverband. 

Daher brauchen wir schnelle Lösungen, die Österreich auch langfristig in der Krise entlasten. Digitalisierung und Innovation sind der Schlüssel zu einer nachhaltigen Entwicklung. “Eins hat die Corona-Pandemie gezeigt: Startups bereichern die Gesellschaft mit ihren innovativen Geschäftsmodellen. Digitalisierungsprojekte wurden dank der Lösungen vieler Gründer:innen im Akkord in unterschiedlichsten Bereichen umgesetzt.“ Auch in der jetzigen Krisensituation können junge, innovative Unternehmen einen entscheidenden Beitrag zur Green Transformation leisten. Hierbei gilt es, Synergien zwischen Startups, KMU, der Industrie und der öffentlichen Hand zu nutzen”, betont Kambis Kohansal, WKÖ Head of Startup Services.

“Uns muss allen klar sein: Aus der akuten Energie- und Klimakrise kommen wir nur durch aktives Tun und gemeinsam mit der Wirtschaft. Gerade junge Unternehmer:innen sind wesentliche Treiber von Innovation und brauchen daher die nötigen Rahmenbedingungen, um möglichst barrierefreien Marktzugang zu erhalten.Und zwar jetzt”, so Valentin Falb von der Jungen Industrie. 

 

Liquiditätskrise: Incentivierung von privatem Kapital essentiell

Denn eins ist klar: Die aktuelle Krise macht auch nicht vor jungen, innovativen Unternehmen halt. Wenn neuartige Technologien uns aus der Krise bringen sollen, müssen die Rahmenbedingungen angepasst werden, bevor Startups im Insolvenzsumpf ertrinken – die Liquiditätskrise trifft viele. 

Förderungsgelder werden weniger ausgeschüttet, der Energiebonus allein reicht nicht zum Überleben von Startups. Eigenkapital ist umso wichtiger und  Investment in Startups daher von hoher Bedeutung für unsere wirtschaftliche Gegenwart und Zukunft und für den Erhalt unseres Wohlstands. Investitionen des Eigenkapitals müssen daher auch von staatlicher Seite unterstützt werden. Einen Lichtblick gibt es immerhin: Die Weiterführung des Gründer- und Mittelstandsfonds wurde bestätigt! 

“Viele private Investor:innen (Business Angels) halten derzeit Gelder zurück. Der Beteiligungsfreibetrag wäre ein finanzieller Anreiz für Business Angel, ihr Kapital in heimische Unternehmen zu investieren; die steuerliche Begünstigung würde das Risiko minimieren. Eine Maßnahme, die in anderen europäischen Ländern wie UK, Deutschland, Frankreich rasch gegriffen hat und sich nach sieben Jahren selbst trägt. Die Maßnahme führt nachweislich zu einem Anstieg an Angel Investments und erhöht somit die Liquidität des Landes”, betont Christiane Holzinger von der Jungen Wirtschaft in der WKÖ. 

“In Österreich ist der vorbörsliche Kapitalmarkt immer noch unterentwickelt, obwohl private Investor:innen sehr aktiv speziell in der Frühphase agieren. Das volle Potential kann jedoch erst ausgeschöpft werden, wenn privates Kapital durch die passenden Rahmenbedingungen von staatlicher Seite mobilisiert wird. Statt Steuergelder für den nächsten Energiebonus auszugeben, kann das Land mit Maßnahmen in der Privatwirtschaft sogar Steuern einnehmen”, meint Niki Futter der AAIA.

 

Privatwirtschaft sitzt auf Milliarden Euro

Es gibt genügend Liquidität auf dem Markt, um die Innovationskraft in Österreich durch private Kapitalinvestitionen zu stärken. Konkret liegen heute über 300 Milliarden Euro des Privatvermögens in Österreich auf Sparkonten. 

“Das Engagement der institutionellen Investor:innen ist nach wie vor unbefriedigend und liegt weit unter den durchschnittlichen Niveaus in Europa.Es ist dringend notwendig, günstige Rahmenbedingungen für die Entfesselung dieser Ressourcen zu schaffen, um dem Land mehr Innovation und Unabhängigkeit zu sichern. Zusätzlich zu den bereits genannten Maßnahmen schlagen wir die Gründung eines Dachfonds vor, der durch die Einbeziehung des Staates Vertrauen bei Private-Equity- und Venture-Capital-Fonds schaffen wird. Dies wird somit den nötigen Impuls geben, um “schlafende” Liquidität zugunsten lokaler Innovationen freizusetzen”, manifestiert Nina Wöss von der AVCO. 

 

Hochqualifizierte Talente für Österreich

Wer Talente locken will, braucht Anreize und genau das ist der Knackpunkt bei innovativen Unternehmen: Die Lohnnebenkosten sind hoch, die Besteuerung von Unternehmensanteilen ist nach wie vor problematisch. Österreich muss endlich ein attraktiverer Wirtschaftsstandort für Arbeitnehmer:innen werden.

Markus Raunig von Austrian Startups bringt es auf den Punkt: “Das ewige Problem der Besteuerung von Mitarbeiterbeteiligung wird in Zeiten von Downrounds und allgemeiner Unsicherheit gerade besonders dramatisch. Wenn wir wollen, dass unsere klügsten Köpfe an radikalen Innovationen für die Zukunft arbeiten, dann müssen wir sicherstellen, dass Steuern für Anteile erst dann fällig werden, wenn auch tatsächlich Geld beim Mitarbeiter ankommt – also im Falle eines Exits”.